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Der "gemütliche Abend" hat Tradition

Früher wie heute: "Dankeschön an Vereinsmitglieder"

Der „gemütliche Abend“

Der erste „gemütliche Abend“ des Musikvereins muss Anfang der 50er Jahre stattgefunden haben. Hierbei trafen sich die Vereinsmitglieder jeweils zu Jahresbeginn in einem Nebenraum der Gaststätte Josef Niemann. Seit den frühesten Anfängen wurde der gemütliche Abend mit einem gemeinsamen Essen eröffnet. Anschließend tauschte man in lockeren Gesprächsrunden Neuigkeiten aus, wobei natürlich das gemeinsame Beisammensein im Vordergrund stand. Eine explizite Kleiderordnung wurde nicht gefordert. Dennoch war es eine Selbstverständlichkeit sich mit Schlips und Anzug in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Da Anfang der 50er Jahre die Vereinskasse einen eher mageren Kassenbestand auswies, zahlte jeder Teilnehmer die Zeche des gemütlichen Abends selber.

Dieser Abend war jedoch nur den Vereinsmitgliedern vorbehalten; selbst die Ehegatten durften ihre Partner nicht begleiten. Der Erzählung nach gehörte es zur guten Tradition, dass sich zu Beginn der Veranstaltung ein Vorstandsmitglied persönlich von der vollständigen Bestückung des Kühlschranks im Vereinslokal Josef Niemann überzeugte. Hierbei zählten „Schluck und Bier“ zu den bevorzugten Getränken.

Leider musste der eine oder andere Musikerkollege jedoch die Erfahrung machen, dass durch den erhöhten Alkoholkonsum sein körperliches Wohlbefinden aus den Fugen geraten war. Dieses hatte unweigerlich zur Folge, dass er letztendlich frühzeitig die Heimreise antreten musste und unter Umständen manchmal vom Weg abkam. Ein schiefer Haussegen und reichlich Kopfschmerzen waren in den folgenden Tagen zu guter Letzt die persönlichen Nachwirkungen des gemütlichen Abends.

Wie das 2013 verstorbene Ehrenmitglied Bernd Torbecke oftmals in Gesprächsrunden berichtete, durfte dann zu Beginn der 60er Jahre jedes Vereinsmitglied in Begleitung seiner Ehefrau auf dem gemütlichen Abend des Musikvereins erscheinen. Junggesellen, die ihre Freundin mitbringen wollten, mussten sich zuvor die Erlaubnis des Vorsitzenden einholen!

Nun war auch der Bann zu einer Tanzveranstaltung gebrochen, wobei Akkordeonspieler oder zu Beginn der 70er Jahre Tanzmusiker (wie z. B. das Duo „Otten / Leuchter“) für die musikalische Unterhaltung sorgten. Einlagen der Vereinsmitglieder fanden hierbei nur sporadisch statt. Auch war es zwischenzeitlich vereinzelt vorgekommen, dass der Bürgermeister und der Gemeindedirektor als Ehrengäste eingeladen wurden.

Als legendär darf man sicherlich den Beschluss einer Vorstandssitzung vom 10.01.1972 bezeichnen: „In diesem Jahr verzichten wir erstmalig auf einen Kostenbeitrag unserer Vereinsmitglieder!“ so der damalige Vorsitzende Willi Konken, der den Beschluss protokollarisch durch den Schriftführer Heinz Thole dokumentieren ließ.

Von 1972 bis 1986 konnte die Finanzierung des gemütlichen Abends aus der Vereinskasse sichergestellt werden. Dieser Beschluss wurde immer auf den jeweiligen Generalversammlungen bestätigt. Steigende Mitgliederzahlen zogen letztendlich auch steigende Kosten nach sich, sodass das Vereinsfest ab 1987 nur noch mit einem Obolus der Ballbesucher finanzierbar war.

Seit 1976 gibt es auf dem gemütlichen Abend die Auszeichnung des „Ballkönigs“. In den ersten Jahren wurde diese Person durch den Vorstand bestimmt. Um die Inthronisierung etwas spannender zu gestalten, erfolgte schon wenige Jahre später ein öffentliches Würfelspiel zur Ermittlung des Ballkönigs.

Im Jahr 1992 wurden erstmalig auch die Eltern der unter 18jährigen Vereinsmitglieder zum Ball eingeladen, die hiervon regen Gebrauch machten. Auch hatten die Verantwortlichen zwischenzeitlich eine Tombola zusammengestellt, wobei Geschäftsleute aus Garrel und der näheren Umgebung den Musikverein unterstützten.

Im Jahr 1996 sorgten dann drei Jugendliche (Anne Behrens, Stephanie Otten und Barbara Schmedes) für die Geburtsstunde der seitdem zur Tradition gewordenen Sketch-Einlagen. Die drei Klarinettistinnen parodierten spontan den Welthit „Mief“ und wurden nach einigen Zugaben immer noch frenetisch gefeiert.

1997 konnte der damalige Vorsitzende Heinrich Tabeling eine Rekordteilnehmerzahl auf dem Vereinsball willkommen heißen. Noch nie zuvor hatten 91 Personen in der Vereinsgeschichte den gemütlichen Abend besucht.

Da in den Folgejahren immer mehr Vereinsmitglieder die Feierlichkeit im lockeren Kleidungsstil besuchten, verlor der gemütliche Abend an Stil und Festlichkeit. Daher fasste der damalige Vorstand den Beschluss, dass 2007 der Zutritt nur in Gala-Kleidung gewährt wurde.

Nach Schließung der Gaststätte Niemann fand der Vereinsball 2011 erstmalig in der Bürgerklause Tapken statt. Zuvor hatte man mehr als 60 Jahre im Vereinslokal Niemann den gemütlichen Abend gefeiert.

Den Ursprung des gemütlichen Abends bildet seit eh und je eine persönliche Danksagung des Vorstands an seine Vereinsmitglieder für deren ehrenamtliches Engagement im zurückliegenden Jahr.

Seit Anfang der 90er Jahre sind die Besucherzahlen des gemütliche Abends kontinuierlich gestiegen. 2015 wurde die bisher größte Teilnehmerzahl erzielt: 110 Personen erlebten einen stimmungsvollen Vereinsball bis zum Morgengrauen.

Auch die Terminfestlegung des gemütlichen Abends basiert seit Mitte der 80er Jahre auf einer langjährigen Tradition, die besagt, dass der Abend immer am Samstag nach dem „Dreikönigstag“ stattfindet.


Der gemütliche Abend Ende der 50er Jahre
Wahrscheinlich stammen die Aufnahmen aus dem Jahr 1959