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"Kilmerstuten" - ein nicht alltäglicher Einsatz

Erstellt von Martin Brauner (NEWS-Redaktion) |

Familie Deeben ist Ziel der kameradschaftlichen Aktion

Im Musikverein Garrel von 1920 e.V. ist es seit vielen Jahren Brauch, Vereinsmitgliedern, die Nachwuchs bekommen haben, mit einem Kilmerstuten zu beehren. (Nähere Details zum Thema „Kilmerstuten“ finden Sie im unteren Bericht).

Am kommenden Samstag, den 30. April dürfen wir wieder „kilmern“! Ziel ist in Amerika die kleine Martha, Tochter der Eheleute Tanja und Markus Deeben. Mutter Tanja spielt im Hauptorchester seit einigen Jahren begeisterungsvoll Tenorsaxophon. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie im befreundeten Musikverein Bevern, der am Vortag zum Konzert einladen. (Wir nehmen wieder mit einer großen Abordnung teil).

Ach ja: Amerika liegt ca. 4 km von Garrel entfernt und kann durchaus auf dem Fußweg erreicht werden…….

Hintergrund und Brauchtum „Kilmerstuten“

Die Besonderheit beim Kilmerstuten liegt darin, dass er nur zu einem bestimmten Anlass gebacken und verzehrt wird. Innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes bringen Vereine, Freunde oder Arbeitskollegen der Eltern des Kindes diesen meist 5 bis 7 kg schweren Stuten zu Ehren des Kindes in das Elternhaus. Brauchtum ist es, dabei den Namen des Neugeborenen in Marzipan-Buchstaben auf den Stuten zu schreiben.

In einigen Regionen (z.B. Emsland) richtet sich die Länge des Stutens nach der Anzahl der Kinder, also beim ersten Kind 1 Meter, beim zweiten Kind 2 Meter usw.

Der Stuten wird dann auf einer Holzleiter abgelegt und von 4 Personen getragen. Die Gruppe zieht dann durch die Nachbarschaft der Eltern des Kindes und klingelt an jeder Haustür, um ein Ständchen zu singen. Dabei werden diverse lokale Spirituosen von den Nachbarn an die singenden Leute verteilt.

Als Kleiderordnung geht man traditionell in schwarzen Hosen und weißen Hemden (bei Männern) mit Zylinder oder Filzhut, und bei den Damen werden schwarze Hosen mit weißen Blusen getragen. Je nach Geschlecht des Kindes sind Halstücher in Rot für Mädchen oder Blau für Jungen in der Kleiderordnung vorgeschrieben. Eine weitere Grundausstattung ist ein Schnapsglas, welches um den Hals getragen wird.

Zusammen mit dem Stuten werden noch diverse Zutaten für die Zubereitung des Brotes an die Leiter gehängt (z.B. Butter, Käse, Wurst, Kaffee, Tee), um dann nach dem Umzug durch die Nachbarschaft den Abend bei den Kindeseltern ausklingen zu lassen.

Das Wandern mit dem Kilmerstuten durch die Nachbarschaft wird als kilmern bzw. kilbern bezeichnet.

Ursprung

Kilmer ist ein altes Wort für „Geburt“, und wie früher die Nachbarn, Verwandte und Freunde den jungen Eltern unter die Arme gegriffen haben, soll dieses Brot ein Zeichen für Anerkennung und Hilfe vieler beteiligter Personen sein. Des Weiteren gibt es die Theorie dass der ursprüngliche Zweck war, die junge Familie nach dem zumindest temporären "Ausfall" der Mutter im Wochenbett mit Essen zu unterstützen.


Den letzten MVG-Kilmerstuten erhielt Jakob Hinxlage im Jahr 2009