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Musikverein hält Brauchtum aufrecht

Erstellt von Martin Brauner (NEWS-Redakteur) |

Innerhalb von 10 Monaten schon wieder ein "Kilmerstuten".......

Im Musikverein Garrel von 1920 e.V. ist es seit vielen Jahren Brauch, Vereinsmitgliedern, die Nachwuchs bekommen haben, mit einem Kilmerstuten zu beehren. (Nähere Details zum Thema „Kilmerstuten“ finden Sie im unteren Bericht).

Bereits im letzten Jahr wurden wir mit einem Kilmerstuten bei unserem Schlagzeuger Matthias Hinxlage und seiner netten Frau Melanie herzlich aufgenommen. Unvergesslich sind die schönen Stunden im toll dekorierten Haus. Eine Mega-Party, bei der einige MVG-Mitglieder selbst für die passende Musik sorgten, wurde kurzer Hand inszeniert

Auch die Eheleute Hinxlage hatten an diesem Spektakel eine Menge Spaß! Und das Matthias für den richtigen Rhythmus sorgen kann, wissen wir Musiker natürlich am Besten…… lange Rede, kurzer Sinn und aufgrund einer schönen Nacht dürfen wir nun am kommenden Freitag, 15. August 2008 wieder mit dem ganzen Verein nach Hinxlagen „kilmern“!!!

Nach Emma und Anton ist nun Jakob dran: Der Musikverein Garrel wird sich also am kommenden Freitag mit einer stattlichen Anzahl von Personen in Richtung Böseler Straße / Zum Auetal aufmachen und nicht nur allein durch zwei große Kilmerstuten und einer großen Menschenmenge für Furore sorgen: Gute Stimmung ist schon jetzt vorprogrammiert!!!

 

Hintergrund und Brauchtum

Die Besonderheit beim Kilmerstuten liegt darin, dass er nur zu einem bestimmten Anlass gebacken und verzehrt wird. Innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes bringen Vereine, Freunde oder Arbeitskollegen der Eltern des Kindes diesen meist 5 bis 7 kg schweren Stuten zu Ehren des Kindes in das Elternhaus. Brauchtum ist es, dabei den Namen des Neugeborenen in Marzipan-Buchstaben auf den Stuten zu schreiben.

In einigen Regionen (z.B. Emsland) richtet sich die Länge des Stutens nach der Anzahl der Kinder, also beim ersten Kind 1 Meter, beim zweiten Kind 2 Meter usw.

Der Stuten wird dann auf einer Holzleiter abgelegt und von 4 Personen getragen. Die Gruppe zieht dann durch die Nachbarschaft der Eltern des Kindes und klingelt an jeder Haustür, um ein Ständchen zu singen. Dabei werden diverse lokale Spirituosen von den Nachbarn an die singenden Leute verteilt.

Als Kleiderordnung geht man traditionell in schwarzen Hosen und weißen Hemden (bei Männern) mit Zylinder oder Filzhut, und bei den Damen werden schwarze Hosen mit weißen Blusen getragen. Je nach Geschlecht des Kindes sind Halstücher in Rot für Mädchen oder Blau für Jungen in der Kleiderordnung vorgeschrieben. Eine weitere Grundausstattung ist ein Schnapsglas, welches um den Hals getragen wird.

Zusammen mit dem Stuten werden noch diverse Zutaten für die Zubereitung des Brotes an die Leiter gehängt (z.B. Butter, Käse, Wurst, Kaffee, Tee), um dann nach dem Umzug durch die Nachbarschaft den Abend bei den Kindeseltern ausklingen zu lassen.

Das Wandern mit dem Kilmerstuten durch die Nachbarschaft wird als kilmern bzw. kilbern bezeichnet.

Ursprung

Kilmer ist ein altes Wort für „Geburt“, und wie früher die Nachbarn, Verwandte und Freunde den jungen Eltern unter die Arme gegriffen haben, soll dieses Brot ein Zeichen für Anerkennung und Hilfe vieler beteiligter Personen sein. Des Weiteren gibt es die Theorie dass der ursprüngliche Zweck war, die junge Familie nach dem zumindest temporären "Ausfall" der Mutter im Wochenbett mit Essen zu unterstützen.

Der "Kilmerstuten" bietet eine Menge Spaß und schmeckt zudem fantastisch!!!